Kopenhagen


Eine Stadt für Nordic-Design-Fans und Feinschmecker
Eine beeindruckende Riege cooler Köche mit dicken Hipsterbrillen und großflächigen Tattoos macht sich in der offenen Küche des »Pony« an Pfännchen und Schälchen zu schaffen. Wenig später wird man dann mit der intensiven Geschmacksexplosion von gegrillter Zwiebel, Muscheln, Seehasenrogen, Meerrettich, Dillöl und einem Kräutchen, das übersetzt Mönchsbart heißt, beglückt. Die New Nordic Cuisine, ausgehend vom legendären »Noma«, das gerade zum vierten Mal zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde, bestimmt noch immer Kopenhagens Gastronomieszene.

Mittlerweile zelebrieren Lokale wie das »Pony« die Geschmäcker von Steinbutt, rotem Seetang oder fermentiertem Honig auch auf einem Preisniveau, ohne dass man dafür ein halbes Monatsgehalt löhnt. Gut essen gehen ist offensichtlich eine der liebsten Beschäftigungen der Kopenhagener.

So reihen sich auch in Kopenhagens neuem In-Viertel Kødbyen mit den aufgelassenen Fleischereien neben Off-Theater und Galerien, die die lang gestreckten Bauten mit Industrie­charme gerade für sich entdecken, reihenweise lässige Imbisse und spannende ­Lokale wie das »Kul«. Hier stehen Christian Mortensen und Henrik Jyrk nach ihrer beachtlichen, von Michelinsternen gekrönten, Laufbahn seit Kurzem am Herd. »Alle sagen, man muss nordisch kochen. Aber wir wollten einfach ein Lokal machen, in das wir selber gerne essen gehen. «

Den Kollegen vom »Pony« stehen die beiden, nicht nur was die Tattoos anbelangt, in keinster Weise nach, und das »Kul« gilt jedenfalls gerade als Kopenhagens neue, heiße, kulinarische Adresse.

Nordisches Design und neue Plätze am Wasser
»Es gibt diesen Fokus auf das Essen und eine starke Mode- und Designszene – Kopenhagen ist in den letzten zehn Jahren zu einer richtigen Metropole geworden. Viele Leute kommen für diese spezielle Design- und Essenserfahrung, das merke ich, wenn ich im Laden stehe«, sagt Ditte Reckweg, die mit Jelena Nordentoft ein paar Schritte abseits der lang gestreckten Fußgängerzone Strøgan mit ihren schönen Backsteinhäusern den exquisiten Designshop »Stillleben« führt.

Auch die edle Keramik der beiden Designerinnen steht in der großen dänischen Tradition, die nordische Klarheit und Funktionalität mit einer augenzwinkernden Verspieltheit kombiniert. Die ikonischen Designs von Arne Jacobsen, Finn Juhl oder Hans Wegner sind jedenfalls allgegenwärtig, und dank der aus­geprägten dänischen Affinität für schöne Dinge reihen sich in den Gassen und Straßen zwischen Nyhavn und Amagertorv auch zahllose originelle, wunderschön gestaltete, kleine Geschäfte, Modeläden, Delis und Cafés. Was Kopenhagen, trotz seiner eher stolzen Preise, zu einem wahren Shopping-Paradies macht.

Seit einigen Jahren entdeckt die Stadt, von seinem Geschäftsviertel und den Schlössern Christiansborg und Amalienborg ein wenig vom Hafen abgeschnitten, endlich ihre wunderbare Lage direkt am Meer wieder. »Früher waren die Kais eher kühl mit den vielen Bürogebäuden«, erzählt Sandra Plesner Weinert, die eine Reihe charmanter Hotels in der Stadt betreibt. Heute drängt sich, ­sobald die Sonne scheint, die halbe Stadt an den vielen neuen Plätzen am Wasser von der spektakulären Erweiterung der Nationalbibliothek über das grandiose neue Schauspielhaus bis zum witzigen ­Hafenbad. Die elegant geschwungene Fußgänger- und Radlerbrücke vom Nyhafn hinüber zur neuen Oper wird auch bald fertig werden. »Und ich bin stolz auf unser sauberes Meer«, fügt Sandra hinzu. ­Verständlich, denn in welcher Großstadt kann man schon bedenkenlos im Hafenbecken schwimmen?

Connect